Schillerpreis

Geschichte

Erste Verleihung 1959


Zur zweihundertsten Wiederkehr des Geburtstages von Friedrich Schiller hatte der Gemeinderat seiner Heimatstadt Marbach am Neckar am 10. September 1959 beschlossen, alle zwei Jahre einen Preis für eine hervorragende Arbeit auf dem Gebiete der Landeskunde von Württemberg auszusetzen. Dies geschah in dem Bewusstsein, durch besondere Würdigung eines wissenschaftlichen Werkes über unsere Heimat den großen Sohn der Stadt zu ehren.

 
Erweiterung der Kriterien im Schillerjahr 2009

Anlässlich des Schillerjahres 2009 erweiterte der Gemeinderat die Kriterien. Der Preis geht seither an Persönlichkeiten, die in ihrem Leben oder Wirken der Denktradition Friedrich Schillers verpflichtet sind.

Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger

2021 Saša Stanišić                                             Schriftsteller

2019 Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard        Entwicklungsbiologin

2017 Prof. Dr. Horst Bredekamp                        Kunsthistoriker

2015 Andrea Breth                                            Theater- und Opernregisseurin          

2013 Rachel Salamander                                   Literaturwissenschaftlerin, Buchhandels-Unternehmerin

2011 Simone Veil                                             Französische Politikerin

2009 Dr. Jens Reich                                           Molekularbiologe und Bürgerrechtler

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Preis
träger*innen

Preisgericht

Das Preisgericht des Schillerpreises der Stadt Marbach am Neckar besteht aus einem Kollegium von sieben Mitgliedern. Es setzt sich zusammen aus:

  • dem/der Direktor/in der Deutschen Schillergesellschaft
  • dem/der Landeshistoriker/in der Universität Tübingen
  • einem/einer Vertreter/in der Philosophie
  • einem/einer Vertreter/in der Theaterwissenschaften
  • einem/einer Vertreter/in der Medizin und der Naturwissenschaften
  • einem/einer Vertreter/in der Stiftung Weimarer Klassik
  • dem Bürgermeister der Stadt Marbach am Neckar

Vorsitzender des Preisgerichts ist der Bürgermeister der Stadt Marbach am Neckar.


Jury

Schiller

Dichter der Freiheit

Friedrich Schiller war ein geistiger Weltbürger, dessen Denken keine politischen Grenzen kannte. Seine größte öffentliche Wirkung hat er durch seine Dramen und Gedichte erzielt. Sie sind bis heute in der Volkssprache und im Volksgedächtnis tief verwurzelt. In seinen Werken spielen die Erringung der Freiheit, ihre Verteidigung und auch der verantwortliche Umgang mit ihr eine zentrale Rolle. Deshalb gilt Friedrich Schiller in Deutschland und weit darüber hinaus nach wie vor als der Dichter der Freiheit.

Nicht weniger tiefgründig sind aber auch seine historischen und philosophischen Arbeiten, die ihn als einen Repräsentanten der Aufklärung und Vertreter eines an der sozialen Wirklichkeit geschulten Idealismus erscheinen lassen.


Info

Videomitschnitte der Schillerpreisverleihung 2021

Begrüßung und Verleihung des Schillerpreises

Laudatio von Andreas Platthaus

Dankworte des Preisträgers Sasa Stanisic

Verleihung 2021

Am Mittwoch, 10. November 2021, dem 262. Geburtstag Friedrich Schillers, wurde der Schillerpreis der Stadt Marbach am Neckar 2021 an den Hamburger Schriftsteller und Preisträger des Deutschen Buchpreises Saša Stanišić verliehen. Bürgermeister Jan Trost überreichte den mit 10.000 Euro dotierten Preis in einem öffentlichen Festakt um 20 Uhr in der Stadthalle Schillerhöhe. Die Laudatio auf den Preisträger hielt der Journalist, Autor und Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Andreas Platthaus.

Als Dramatiker, Philosoph und Historiker setzte sich Friedrich Schiller mit Macht und Herrschaft, Krieg und Revolution und dem Kampf um individuelle Freiheit auseinander. Themen, die auch den Lebensweg und das Schaffen des diesjährigen Preisträgers kreuzten.
 
Für Saša Stanišić (geb. 1978 in Višegrad, Jugoslawien) war der Bürgerkrieg in Bosnien und Herzegowina ein prägendes Erlebnis. Als Vierzehnjähriger flüchtete er mit seinen Eltern nach Heidelberg, lernte die deutsche Sprache, auch mit Hilfe von Literatur – Kafka und Brecht, Eichendorff und Hölderlin. Den Krieg und die Flucht machte er zum Gegenstand seines Debütromans "Wie der Soldat das Grammofon repariert" (2006), der in 31 Sprachen übersetzt wurde und weltweit Anerkennung fand. Frei nach Schillers „Räubern“ verfasste er eine dramatische Szene und nannte sie "Die Vampire" (2009). Sein Roman "Vor dem Fest" (2014), ein literarisches Mosaik, in der Uckermark verortet, wurde unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Erfindungsreich und virtuos erzählt Stanišić Geschichten von Abschied und Ankunft zwischen Komik und Tragik. Sein Werk ist voll ruheloser Gestalten, viele von Ihnen sind stets unterwegs, einige freiwillig, andere wären es lieber nicht. Sein bislang letztes Buch für Erwachsene, das autobiografische "Herkunft" (2019), ist ein meisterhaftes Spiel um Zugehörigkeit und Selbstbestimmung, Erinnerung und eine ARAL-Tankstelle. Saša Stanišić erweist sich darin einmal mehr als origineller Grenzgänger zwischen Phantasie und Konvention. Seine Stimme ist prägend in den künstlerischen und gesellschaftspolitischen Debatten unserer Zeit.
 
Zum ersten Mal seit Bestehen des Schillerpreises reiht sich mit Stanišić nun ein Schriftsteller in die Riege der Preisträger ein. Dass die Ehrung dieses Mal auf einen Kollegen fällt, dürfte sicher auch Schiller gefallen haben, der schon 1788 bemerkte „Du weißt, wie wohl einem bei Menschen ist, denen die Freiheit des anderen heilig ist.“ (Schiller, F., Briefe. An Gottfried Körner, 14. November 1788)

Biografie von Saša Stanišić

Geboren am 7.März 1978 in Višegrad/Jugoslawien als Sohn einer Politikprofessorin und eines Betriebswirts.1992 Flucht mit den Eltern nach Deutschland. Besuch der Internationalen Gesamtschule Heidelberg, 1997 Abitur. Studium des „Deutschen als Fremdsprache“ und „Slavistik“. 2004 Magisterabschluss. Zweitstudium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg.
 
Für sein literarisches Wirken hat Stanišić zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Schon seine Magisterarbeit über Wolf Haas wurde 2004 mit dem Jürgen-Fritzenschaft-Preis der Universität Heidelberg ausgezeichnet. Für seine autobiographische Erzählung „Was wir im Keller spielen…“, die den Krieg in Ex-Jugoslawien aus der Sicht eines Kindes Revue passieren lässt, erhielt er 2005 den Publikumspreis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Im Jahr 2006/2007 war Stanišić Stadtschreiber von Graz. Sein erfolgreicher Debütroman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ aus dem Jahr 2006 war auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises vertreten und erhielt 2007 den Förderpreis zum Literaturpreis der Stadt Bremen. Der in 30 Sprachen übersetzte Roman wurde zudem als Hörspiel vom Bayerischen Rundfunk/Hörspiel und Medienkunst adaptiert und 2007 für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert. 2008 wurde Stanišic mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet. Für das Romanmanuskript „Anna“ empfing er im Jahr 2013 den Alfred-Döblin-Preis und für „Frau Kranz malt ein Bild von Hier“ den Hohenemser Literaturpreis. Den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik erhielt Stanišić für seinen zweiten Roman „Vor dem Fest“ im Jahr 2014. Im Jahr 2016 wurde sein Erzählungsband „Fallensteller“ mit dem Rheingau Literatur Preis bedacht, im Jahr 2017 folgte zudem die Auszeichnung mit dem Schubart-Literaturpreis. Für den autobiografisch geprägten Roman „Herkunft“ erhielt Stanišić neben dem Deutschen Buchpreis im Jahr 2019 den Hans-Fallada-Preis (2020), den Eichendorff-Literaturpreis (2020) und stellvertretend für sein Gesamtwerk den Usedomer Literaturpreis (2020).
 
Seit 2015 ist Stanišić Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Außerdem ist er Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
 
Quelle: Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sa%C5%A1a_Stani%C5%A1i%C4%87

 Bild: Saša Stanišić; ©  Katja Sämann